An meine ersten Kletterschuhe erinnere ich mich noch allzu gut. Beim Anprobieren hat sich alles perfekt passend angefühlt – keine Schmerzen, kein Druck und trotzdem schön eng anliegend. Klar, Laufen war in den Dingern nicht so wirklich möglich, aber ich wollte damit ja auch Klettern und so ein bisschen Schmerz scheint ja scheinbar normal zu sein – das sagt zumindest jeder. Ich konnte es kaum erwarten mit den Schuhen endlich die Routen in meinem Lieblings-Gym zu bewältigen. Nach ca. einer Stunde in der Halle hatte ich die Schmerzen meines Lebens und konnte die Schuhe leider gar nicht mehr anziehen. Nicht die Größe war das Problem, sondern schlichtweg die falsche Passform der Schuhe. Mein Fuß war einfach nicht für derartige Schuhe gemacht.

Doch auf was genau kommt es bei der Auswahl der perfekten Schuhe an? Welche Unterschiede es gibt und auf was du unbedingt achten solltest, klären wir in diesem Beitrag.

Zweck und Einsatz der Schuhe

Wo du die Schuhe einsetzen willst ist manchmal genauso wichtig wie die Fußform selbst. Boulderst du an rauen Felsen in der Natur, kletterst du eher längere, ausdauernde Strecken mit guten Trittmöglichkeiten, bist du nur in der Halle unterwegs? Das alles kann einen entscheidenden Einfluss haben. Gerade wenn du nur speziell in einem Gebiet unterwegs bist, dann lass dich ausgiebig beraten, welcher Kletterschuh am besten dafür geeignet ist UND zu deinen Füßen passt. Falls du gerne überall unterwegs bist lege eher Wert darauf, dass der Schuh an sich eine gute Passform hat und gut zu tragen ist. Ein super enger Schuhe mit starker Vorspannung entfaltet seine Funktionalität sowieso erst bei kleinen Tritten, Überhängen und schwierigen Hooks. An sich gilt, je stärker und besser du wirst, desto spezialisierter sollten auch deine Schuhe werden. Richtige Kletterprofis greifen oft auf mehrere Schuhpaare zurück.

Wichtig:
Wenn du Anfänger bist, kauf dir eher mal keine stark vorgespannten Schuhe, sondern gewöhne deinen Fuß erst einmal an die Belastung an sich. Es macht keinen Sinn wie ein Profi zu agieren, wenn du noch samtweiche Füße hast. Du bist gerne lange in der Halle unterwegs und machst Boulder an geraden Wänden? Dann empfehle ich dir auf eine Vorspannung komplett zu verzichten und eng anliegende, angenehme Schuhe zu holen. Der Mythos „erst wenn es weh tut ist es der passende Schuh“ ist sowieso schon längst überholt und meiner Meinung nach für Anfänger kompletter Bullshit.

Verschluss und Material

Klettverschluss vs. Schnürsenkel

Schnürsenkel können gerade bei sehr Schlanken Füßen den Kletterschuh passender machen, dadurch dass dieser dann enger anliegt. Der Schnürsenkel nimmt jedoch auch viel Platz ein und ist gerade bei Toe-Hooks eher rutschig. Das kann sich als großer Nachteil erweisen, da man sich entweder gar nicht mehr halten kann oder jede Menge mehr Kraft braucht. Ein Schuh mit Klettverschluss hat meistens eine wesentlich größere Gummifläche um die Fußspitze. Das macht Hooken um einiges einfacher, da die Grip-Fläche signifikant größer ist. Der Nachteil: Falls dein Fuß nicht richtig reinpasst hast du keine Chance mehr das nachträglich zu korrigieren.

Daher empfehle ich: Schlanke eher lange Füße und an technisch weniger ausgefeilten Routen unterwegs – Schnürsenkel. Technisch anspruchsvolle Routen mit vielen Hooks – Klettverschluss und hoher Gummianteil.

Fuß- und Schuhformen

Fußformen aller Welt

Welche Fußform hast du? Socken aus und kurz vergleichen.

Folgende Fußformen gibt es:

  • Römisch
  • Ägyptisch
  • Griechisch

Der Ägyptische Fuß zeichnet sich durch einen dominanten großen Zeh aus, der Rest ist der Reihe nach abfallend. Mit 44% Anteil in der Bevölkerung ist diese Form die häufigste und damit auch die einfachste, falls es um die Schuhauswahl geht. Mit 36% Häufigkeit folgt der römische Fuß. Der zweite und sogar der dritte Zeh sind genauso groß wie der große Zeh. Er ist eher quadratisch und breit. Der griechische Fuß ist einerseits der seltenste und andererseits auch der problematischste. 20% der Bevölkerung haben mit einem zu großen zweiten Zeh zu kämpfen und finden auch mit großer Schwierigkeit passende Schuhe.

Grundsätzlich gibt es zwischen diesen Fußformen unzählige, unterschiedliche Abstufungen, jedoch lassen sich diese als ungefähre Anhaltspunkte bei der Auswahl der Schuhe heranziehen.

Die bekannten Hersteller achten natürlich darauf, dass Schuhe unterschiedlich hergestellt werden. Im folgenden Bild wird das sehr deutlich.

Folgende Schuhformen gibt es beispielsweise beim Hersteller La Sportiva

Ferse und Achillessehne

Leider ist es nicht genug nur auf die allgemeine Fußform und die Zehen zu achten, denn auch bei der Ferse ergeben sich große Unterschiede. Stelle dich seitlich an einen Spiegel und betrachte den Verlauf deiner Achillessehne zu deiner Ferse. Geht deine Ferse nach hinten raus oder läuft die Sehne gradlinig nach unten und läuft fließend in deine Ferse über? Das ist extrem wichtig, denn es gibt Schuhe die beides berücksichtigen. Beispielsweise haben einige Kletterschuhe quasi eine kleine „Box“ für deine Ferse und andere zeichnen sich durch eine Geradlinigkeit aus. Wählst du hier die falsche Passform, kann das zu starken Schmerzen im Bereich der Achillessehne führen, was du in jedem Fall vermeiden solltest.

An dieser Stelle möchte ich jedoch keine Produktempfehlung aussprechen und empfehle dir, dich erst mit dem Thema genauer zu beschäftigen und viele Schuhe auszuprobieren, bevor du dich zu einem Kauf entscheidest.

Darauf solltest du immer achten

  1. Halte deine Zehennägel immer gepflegt und geschnitten. Du hast weder Lust auf einen eingerissenen, noch auf einen eingewachsenen Zehennagel.
  2. Ziehe vorgespannte und leicht zu enge so oft aus wie du kannst, ansonsten stellen diese eine unnötige Belastung für die Füße dar und am Ende kannst du wochenlang nicht klettern/ bouldern, weil deine Zehen durch die Überbelastung extrem schmerzen.
  3. Stelle deine Schuhe im Winter raus und reinige sie regelmäßig. Gerade wenn du ohne Socken in den Schuhen boulderst, können die Schuhe ganz schnell einen interessanten Eigengeruch entwickeln

Fazit – Beachte diese Dinge beim Kauf

Folgende Fragen solltest du dir vor dem Kauf stellen:

  1. Welche Fußform habe ich?
  2. Welchen Verlauf nimmt meine Ferse? Hat der Schuh eine Fersenbox oder nicht?
  3. Umfasst der Schuh komplett meinen Fuß oder ist da irgendwo noch etwas Platz? Habe ich die Möglichkeit mit Schnürsenkel nachzusteuern?
  4. Tut der Schuh in den ersten Sekunden schon sehr weh? Wenn ja: Es wird eher schlimmer statt besser.
  5. Klettert/ Bouldert mein Verkaufsberater schon seit längerer Zeit?

Wenn du diese Punkte beachtest, solltest du die richtige Auswahl treffen. Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Beitrag weiterhelfen. Lass uns gerne ein Like da oder teile den Beitrag mit einem Freund/ einer Freundin, der/die gerade überlegt sich Schuhe zu kaufen.

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Patrick Artner
    14. Oktober 2019 19:45

    Helfen würde eine Übersicht welche Schuhe für welche Fussform passend sind. Ich habe römische Plattfüße, bei mir kletten teilweise Schuhe mit +1 Nr nichtmal zu da zu schmal 🙁 ich habe von La Sportiva die Taratula und GeckoFly probiert. Bei normalgröße 44 passt mir nicht mal 45.

    Antworten

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